10 Jahre Regio-Lehrgang der Dojogemeinschaft Stuttgart e.V.
Portrait eines Erfolgsmodells
Ein kleines Jubiläum feierte die Dojogemeinschaft der Region Stuttgart e.V. am 17. November mit ihrem 10. Regiolehrgang. Für viele Karateka der benachbarten und befreundeten Vereine ist dieser Lehrgang mittlerweile ein fester Termin im Karatejahr. Ebenso sind einige der Trainer bereits seit vielen Jahren gerne dabei, um ihre Ansicht von Karate im Rahmen eines speziellen Themas mit interessierten Lehrgangsteilnehmern zu teilen. Und genau dies macht den Regio-Lehrgang so besonders: statt ein oder zwei Trainer, welche einen gesamten Lehrgangstag abhalten, finden sich viele Trainer des Großraums Stuttgart ein, um ihr Wissen – jeder auf seinem favorisierten Gebiet – weiterzugeben. Und so findet man neben den 3 klassischen Säulen des Karate-Do (Kihon, Kata, Kumite) auch speziellere Gebiete wie das Thema „KI im Karate“ oder das mittlerweile gut etablierte Themengebiet „Budomotion“, welches auf ein gesundheitsgerechtes Training im Karate abzielt und dabei die körperlichen Voraussetzungen für ein ebenso gutes wie gesundes Karate trainiert.
Neu dabei – und mehr als nur reine Quotenfrauen – waren in diesem Jahr Raluca Rossi und Susanne Häbe, welche bei einigen der Lehrgangsteilnehmer bereits durch geleitete Trainingseinheiten des Karate Sommers des KVBW bekannt waren und sofort gut von den Lehrgangsteilnehmern angenommen wurden
Susanne übernahm an diesem Tag die Nachwuchskaratekas und fokussierte sich auf das Thema „Karatespezifisches Athletik- und Techniktraining“. Die Kids und Teens waren allesamt mit großem Ehrgeiz dabei und setzten die vielfältigen Übungen erfolgreich um. Besonderer Schwerpunkt bildeten Richtungswechsel und Wendungen unter dem Überbegriff “Happo – die 8 Richtungen im Karate“.
Raluca hingegen konzentrierte sich auf die beiden Kata Nijushiho und Heian Godan, welche in ihre Einzeltechniken zerlegt und eingeübt und dabei mit Beispielen aus möglichen Anwendungen für eine kämpferische Verteidigung veranschaulicht wurden, um ein besseres Verständnis für die Technikabfolgen zu bekommen. Während die Einheit rund um Heian Godan wiederum auch gerne von den Nachwuchskaratekas besucht wurde, richtete sich Nijushiho eher an den fortgeschrittenen Karateka, welche durch die präzise Einstudierung von Raluca sicher jede Menge Impulse für die weitere Vertiefung und das Verständnis für die Kata mit nach Hause nehmen konnten.
Günther Pesch lehrte die Grundprinzipien des Energieflusses (KI) im Karate und demonstrierte deren konkrete Nutzung; und so erfuhren die Teilnehmer dieser Einheit, dass weniger der Kraftaufwand als ein guter Energiefluss im Körper und die richtige mentale Einstellung im Kampf entscheidend sein kann über Sieg oder Niederlage. Verbunden mit der richtigen Atmung und der speziellen Aufmerksamkeit, welche in den Kampfkünsten als Zanshin bekannt ist, sorgte Günthers Einheit für viele „Aha-Effekte“ und staunende Gesichter.
Holger Hug und Thomas Schlegel sorgten mit ihrer Selbstverteidungseinheit (SV) für viel Adrenalin und dennoch für eine umsichtige Schulung des Bewusstseins um die Gefahr in Nahkampfsituationen, welche schnell lebensbedrohlich werden können, sollte der Angreifer dabei ein Messer einsetzen. Und so bekamen nach dem Einschleifen der Basistechniken und Grundprinzipien der SV die Teilnehmer selbst ein Messer in die Hand, um die Situation 1:1 erleben zu können. Selbstverständlich wurden hierbei lediglich Trainingsmesser mit Kunststoffklinge eingesetzt, was der Ernsthaftigkeit der Übungen jedoch keinerlei Abbruch tat. Dass sich diese Lehreinheit an erfahrene Karateka richtete, welche bereits gute Grundlagen in SV-Technik mitbrachten, verstand sich hierbei von selbst.
Willi Metzger aus Mössingen – welcher für den leider kurzfristig erkrankten Serdal Sahin eingesprungen ist – leitete die Kumite-Einheit des Tages und brachte die Teilnehmer mit seinem Thema „Steppbewegungen und dynamische Angriffe“ recht schnell ins Schwitzen. Hier gab es keine Ruhepausen, Bewegung stand von der ersten bis zur letzten Minute im Zentrum des Geschehens und so war es gut und richtig, dass diese dynamische Einheit direkt vor der Mittagspause platziert war, so dass den Teilnehmern ein gewisses Maß an Regeneration vergönnt war. Gepaart mit der guten Verpflegung des Orga-Teams der Dojogemeinschaft – sorgte diese für ausreichend Power für die Nachmittags-Einheiten.
Norman Wiegand gab nach der Mittagspause eine Einführung in Budomotion, welche neben den körperlichen Anforderungen auch kräftig die geistig-kognitiven Fähigkeiten der Teilnehmer forderte. Verbunden mit einer konkreten Umsetzung in das Karate-Training sorgte Norman hier sicher für neue Ideen für ein ganzheitliches wie abwechslungsreiches Training jenseits des klassischen Karate-Do.
Willi Zahn – ebenfalls Urgestein der Dojogemeinschaft – bereicherte seine Teilnehmer am Ende des Tages mit seiner Philosophie von einem den körperlichen Fähigkeiten angepassten, gesunden und ganzheitlichen Fitness- und Karatetraining, welches sich nicht nur, aber in erster Linie an ältere Semester wendet, die die Problematik kennen, dass mit zunehmendem Alter gewisse, oftmals auch anatomisch ungünstige Bewegungen, nicht mehr schmerzfrei auszuführen sind. Wichtiger als der Weltrekord oder die Goldmedaille bei der Europameisterschaft sei es, mit gezieltem und angepasstem Training dem Karateka eine ganzheitliche Fitness zu erhalten, welche gewährleistet, auch in der zweiten Lebenshälfte ein solides Fundament für ein gutes Karate haben. Dass man diese Übungen auch ganz unkonventionell und ohne besondere Trainingshilfsmittel oder eine große Sporthalle in den Alltag einbauen kann, zeigte Willi anhand seiner trickreichen Übungen, die alle Muskelpartien forderten und zudem die gesamte Basistechnik des Karate abrief, ohne dafür einen großen Platzbedarf zu benötigen. Denn – das sei gewiss – für ein forderndes Training benötigt man weniger eine große Sporthalle oder gar ein ganzes Fitnessstudio, sondern vor allem Eins: die richtige Einstellung, Bewegung stets in den Alltag einzubauen, so dass dies zu einer Selbstverständlichkeit führt, sowie Motivation und Spaß für Bewegung und natürlich ganz viel „Herz“ – denn was Du auch tust, tu es aus vollem Herzen, so Willis „Wort zum Sonntag“, welches mehr als Mutmacher denn als Ermahnung gelten sollte…wir werden es uns zu Herzen nehmen!
Rainer Mittenzwey bereitet beim Regio-Lehrgang traditionell die DAN-Anwärter auf ihre große Prüfung vor. Wer daran teilnimmt, hat zuvor in der Regel schon einige Trainingseinheiten absolviert, da die DAN-Vorbereitung ganz am Ende des Lehrgangstages stattfindet. Die Teilnehmer erhalten hier die Möglichkeit, ihr Programm zu zeigen und sich der konstruktiven, positiv-motivierenden Kritik von Rainer zu stellen, so dass ein Jeder weiß, an welchen Ecken und Kanten er sein DAN-Prüfungsprogramm noch weiter schleifen und veredeln darf. Dies gibt die nötige Selbstsicherheit, welche der Prüfling für seine DAN-Prüfung benötigt. Dankbar wird diese Einheit von den Teilnehmern jedes Jahr angenommen, denn genauso wichtig, wie ein gutes und verständnis-gereiftes Karate, ist für eine DAN-Prüfung sicher auch das Vertrauen in den Prüfer, welcher im Idealfall als „Helfer auf dem Weg“ fungieren sollte – und wenn Jemand dieses Ideal lebt, dann Rainer ! … so bestätigen das die vielen DAN-Träger, welchen diesen Weg mit Rainer gegangen sind und noch weiter gehen.
Nach einem erfüllten Tag voller Karate mit all seinen Facetten, zieht das Team der Dojogemeinschaft eine positive Bilanz. Obwohl Karate-Lehrgänge in den letzten Jahren in Hülle und Fülle angeboten werden und es immer auch Terminüberschneidungen gibt, findet sich dennoch jedes Jahr eine stattliche Anzahl an motivierten Karateka in Stuttgart-Hohenheim ein, um das Motto „zusammenkommen, miteinander trainieren, voneinander lernen“ in seiner ganzen Bedeutung zu leben.
von Susanne Häbe.
Ausrichter: | Dojogemeinschaft Region Stuttgart e.V. |
Kontakt: | rainer.mittenzwey@dojogemeinschaft.de |
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